Aus dem Pindosgebirge kommend geht es ab der Abfahrt von der Autobahn stetig und kurvenreich bergab. Die Straße ist breit und wir haben nicht allzu viel Verkehr bis vor uns im Dunst die Meteoraklöster auftauchen. Wir sind erstaunt, wie nah der Campingplatz Vrachos an den Felsen liegt.
Ein weitläufiger Platz, wir sind verwundert, wie wenig er besucht ist. Das Pool (auch wenn stark gechlort) mit Blick auf die Felsen ist etwas Besonderes. Als wir uns einrichten ist es sehr schwül, bald hebt ein Sturm an, auf den ein kräftiges Gewitter folgt. Der erste Regen hier seit drei Monaten! Bereits beim Abendessen am Campingplatz - endlich typisch griechisch!- ist es schon wieder trocken und wir spazieren in den Ortskern von Kastraki, der unmittelbar an den ersten mächtigen, dunklen Felsen liegt.
Die teils bizarr geformten Sandsteinfelsen, die aus der sonst ebenen Landschaft ragen, wurden in prähistorischer Zeit von den Flüssen, durch Erosion, starke Winde und Regen geformt. Das schottrige Grundmaterial sieht man rundherum und kann sich kaum vorstellen, dass es sich zu solch glatten, vor allem aber mächtigen Felsen geformt hat.
Ab dem 11. Jahrhundert wurden diese Felsen von Mönchen besiedelt. Zuerst lebten sie unter Felsvorsprüngen oder in Höhlen, später entwickelten sich diese Einsiedeleien zu organisierten Gemeinschaften nach Vorbild des Heiligen Berges von Athos. Der Mönch Athenasios kam vom Berg Athos und gründete das erste Kloster. Zur Hochblüte gab es 24 Klöster auf den Gipfeln der senkrecht aufragenden Felsen. Daher auch der Name: Meteora bedeutet "im Raum frei schwebend"- zwischen Himmel und Erde.
Die Bevölkerung hat eine sehr enge Beziehung zu den Klöstern und den Felsen: Oberhalb des Ortes sieht man eine große, offenen Höhle, in der bunte Wimpeln wehen. Am St. Georgstag gibt es jährlich eine Prozession zum Fuße der Höhle. Mutige Burschen klettern hinauf und nehmen die Fahnen ab und bringen neue an. Die alten Wimpeln werden zerschnitten und von den Einheimischen in ihren Häusern als Glückssymbol aufbewahrt.
Wir fahren morgens mit dem Linienbus (1,50 Euro p.P.) zum"Megalo Meteora" Kloster hinauf.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um das größte und älteste Kloster und liegt auf über 600 Meter Seehöhe. Der Gebäudekomplex umfaßt rund 60.000 m2 und wird heute nur mehr von zwei Mönchen bewohnt.
Neben der Größe beeindruckt vor allem auch der Ausblick auf das Kloster Varlaam (das leider heute geschlossen ist). Im Varlaam Kloster leben 9 Mönche, darunter der älteste aller Mönche, der als besonders weise gilt.
Um zu den weiter entfernten Klöstern zu kommen rufen wir ein Taxi - und was für ein Glücksfall- ein besonderer Taxler kommt: Er ist promovierter Archäologe und Historiker, spricht perfekt englisch und bringt uns die Klöster auf eine ganz eigene Art näher: Nicht nur , dass er an den besten Fotostopps hält, er teilt sein großes Wissen mit uns, führt uns zu den geöffneten Klöstern und gibt uns viele Tipps zur Begehung. Zunächst fahren wir zum Kloster"Saint Trinity", bekannt aus dem James Bondfilm, der auch nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, die Klöster aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen zu lassen. Nochmals gepusht durch Instagram und Co hatten die Klöster in den letzten Jahren einen enormen Besucherandrang zu bewältigen. Nun ist es wieder ruhig geworden - durch Corona gibt es keine asiatische, amerikanische und russische Touristen und plötzlich wird uns bewusst zu welch günstiger Zeit wir hier sein dürfen: Europa gehört den Europäern!
Das Erklimmen der Klöster ist nicht immer einfach, früher wurden die Mönche und lebenswichtige Güter mit Netzkörben oder Leitern hinauf befördert. Gerade das Zusammenspiel aus Natur und diesen sakralen Bauten macht es hier aus, das fühlen wir besonders, als wir (eher aus Versehen statt zum nächsten Kloster) auf einem schmalen Pfad zwischen den Felsen hindurch nach Kalambaka kommen.
Kalambaka liegt in einer fruchtbaren Ebene, die jährlich durch die Schneeschmelze im Frühjahr überflutet wird und die fruchtbaren Böden können landwirtschaftlich genutzt werden. Die heißen Sommer stehen hier in Thessalien in krassem Kontrast zu den kalten Wintern mit tiefen Temperaturen. Schnee ist auf den Felsen zwischen Himmel und Erde keine Seltenheit. Von Kalambaka geht es wieder hoch zum Kloster Roussannou, einem der beiden Frauenklöster. Die Frauenhand merkt man in jedem Winkel, was für gepflegte kleine Gärtchen und Blumen überall! Die Klöster sind alle in einem sehr gepflegten und sauberen Zustand, die Eintrittsgebühr mit drei Euro ist sehr human. Als letztes passieren wir das Saint Nikolaos Kloster, das von zwei engagierten Mönchen -vom Berg Athos kommend- mit viel Energie und Ideen geführt wird. Hoffentlich setzt sich der neue Spirit auch in den anderen Klöstern duch.
Die anderen Klöster können wir nur von außen bewundern, der Blick auf die wie Vogelnester nah den Felsen hängenden Gebäude ist einmalig und unvergesslich!
Während es morgens angenehm kühl war, wird es nachmittags richtig heiß. Wir wissen die Abendstimmung zu schätzen und verbringen den Abend am Campingplatz bei gutem Essen und Smalltalk mit anderen Mobilisten. (Die Route nach Albanien wird immer interessanter!)
Meteora hat uns - nicht zuletzt dank der guten Führung durch unseren super Guide - sehr beeindruckt.
Wir sind in bester Stimmung, gut eingespielt und voller Vorfreude auf die nächsten Ziele. Manchmal ist es besser . nicht zu wissen, was am nächsten Tag passsiert...
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